„Gefühlsstark“ ist ein Gedichtband von unserer Redakteurin Yasmin “Kalaydoskop”, der 29 Gedichte beinhaltet. Zwischendurch gibt es Fotos, die die Autorin auf Reisen durch Europa gemacht hat, sowie Illustrationen von Wanda Wieland. Die Gedichte laden dazu ein, einen Moment innezuhalten und die Worte auf sich wirken zu lassen. In ihrem Vorwort schreibt Yasmin, dass sie mit ihren Worten „Gefühle wecken [möchte], die vielleicht schon lange verborgen sind und ihnen den Raum geben [möchte], der ihnen zusteht“.
Die Gedichte sind sehr emotional und gehen unter die Haut. Schon das erste Gedicht (Un-)Sicherheit hat mich sehr bewegt. Besonders als ebenfalls Angehörige eines Menschen mit psychischen Erkrankungen habe ich mich direkt in den ersten Versen wiedergefunden: „Du bist so fern, auch wenn du nah bist; Bist nicht bei mir, wenn du da bist“. Diese Worte beschreiben so gut die emotionale Distanz, die eine Erkrankung mit sich bringen kann und die Verzweiflung, nicht mehr zu der erkrankten Person durchzudringen.
Auch gesellschaftliche und politische Probleme thematisiert Yasmin in ihren Gedichten und appelliert dabei an die Menschlichkeit. Andere Gedichte machen Mut, sich den eigenen Ängsten zu stellen und Chancen zu nutzen, um am Ende des Lebens nichts zu bereuen. Es geht um den Wunsch nach Verbundenheit, Heilung, Selbstfindung und Hoffnung.
Besonders wichtig finde ich auch die Botschaft in dem Gedicht Selbst-Fürsorge: „Bin für deine Gefühle nicht zuständig; Sonst machen wir uns abhängig“. Auch das ist etwas, das ich selbst sehr gut kenne – mich immer für die Gefühle von anderen verantwortlich zu fühlen, meine eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und nur dafür zu sorgen, dass es meinem Gegenüber gut geht. Das Gedicht ist eine gute Erinnerung für mich, dass ich nicht für die Gefühle von anderen verantwortlich bin, sondern dass jede*r auch auf sich selbst achten muss.
Insgesamt haben mich die Gedichte alle zum Nachdenken angeregt, Gefühle, Gedanken und Erinnerungen geweckt und dabei vor allem ein Gefühl von Hoffnung hinterlassen.

Ich bin Mandy, 29 Jahre alt und mit einem alkoholkranken Vater aufgewachsen. In meiner Kindheit hätte ich mir gewünscht, dass mehr über psychische Erkrankungen gesprochen wird. Denn dann hätte ich mich vielleicht ein bisschen weniger allein und überfordert gefühlt. Auch jetzt gibt es immer noch viel zu viele Vorurteile, die Betroffene und Angehörige zusätzlich belasten. Deshalb freue ich mich, mit Locating Your Soul einen Beitrag zur Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen zu leisten.