Mit deinem Schatten „Lebendigkeit zurückerobern – Gastautorin Kate berichtet von unangenehmen Gefühlen, ihrem Umgang mit diesen und wie es ihr gelingt, dennoch Licht ins Dunkel zu bringen.
Die Fenster waren zu, ich wollte niemanden mehr sehen. Stundenlang starrte ich schon an die Wand. Lethargie zeichnete mich und Leere lud mich zu sich ein. Ein leiser Regenschauer weckte mich auf. Ich will noch nicht aufstehen, heute nicht – morgen auch nicht. Ich fragte mich, wann es endlich aufhören würde, wann es anders sein würde. Würde ich mich vielleicht sogar für den Rest meines Lebens so fühlen?
Es gab eine Zeit in meinem Leben, da wollte ich nichts mehr spüren
Da sperrte ich meine Gefühle aus, so gut es mir möglich war und kam in eine „Mir-ist-alles-egal“-Einstellung. Besser wird’s nicht, da muss ich es nicht noch schlechter werden lassen. Also ließ ich Nähe nicht mehr zu. Ich ließ nicht mehr zu, dass irgendwer zu mir wirklich durchdringen konnte. Verlernte mich zu spüren, hörte nicht mehr darauf, was mir mein Körper und meine Intuition sagten. Klammerte die grellen Seiten – und damit auch meine Lebendigkeit – aus. Redete nicht über das, was mich wirklich beschäftigte und hasste es, wenn mein dunkler Schatten doch hervortrat. Ich dachte, er mache das extra, um mich daran zu erinnern, dass ich niemals gesund werden würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er zu irgendetwas gut sei.
Eines Morgens
„Nach dieser schrecklichen Nacht wachte ich auf. Ich wachte auf, fühlte ein starkes Feuer in mir brodeln und tapste nach draußen. Die Welt zeigte sich zu meiner Überraschung nicht in einem eintönigen grau. Stattdessen flüsterte mir die Natur zu. Ich hörte ferne Klänge, das Zwitschern der Vögel, das Summen der Bienen, wie eine sanfte Schallwelle. Um mich herum erschien alles wie ein ineinander verflochtenes Farbenspiel. Ich konzentrierte mich darauf, was ich alles wahrnehmen kann. Da war das Rauschen der Straße weit entfernt, da war der Geruch von frischem Gras und süßem Holz, da war das Gefühl von weicher warmer Erde unter meinen Füßen, da war … ein inneres Gefühl. Das ich nicht beschreiben konnte, vielleicht musste ich das gar nicht. Es fühlte sich nur an … wie ein Besuch von einem alten vertrauten Freund, dem ich mein Herz ausschütten konnte.
Ich konnte und wollte es nicht mehr zurückhalten. Ich ließ meine Tränen fließen und schrie all meine unterdrückte Wut und Angst hinaus. Ich vergrub meine Hände in die Erde und ließ die emotionalen Nachwehen sich vom Winde über mich hinwegtragen. Dann begann ich zu tanzen im Moos und bewegte meinen Körper rhythmisch, ich schüttelte alles von mir. Ab hier fühlte ich wieder, was es heißt, lebendig zu sein.“
Manchmal kann ein Moment dein Leben verändern
Und manchmal braucht es eine Reihe an Momenten. Sie lehrten mich jedenfalls immer wieder, in meinem Schatten einen Verbündeten, statt einen Feind, zu sehen. Ich räumte diesen unangenehmen Gefühlen also den Platz ein, den sie benötigten. Ich holte mir ein Journal, und schrieb darin jeden Tag, ich schaute mir die Ursache meiner Probleme genauer an, ohne jegliche Bewertung, einfach nur von der Neugierde begleitet, erforschte ich meine Innenwelt. Ich war mit dem Schmerz im Hier und Jetzt präsent und ließ ihn wie eine Welle durch den Körper fließen – und anschließend wieder gehen. Häufig geschah das durch‘s Tanzen, das ermöglichte mir eine neue Art der Intimität zu mir und meinem Körper. Aber auch durch radikale Ehrlichkeit, mir und meinen Mitmenschen gegenüber, wenn ich mich unwohl fühlte oder ich spürte, dass eigentlich etwas „gesagt werden müsste“, räumte ich diesen Gefühlen Platz ein – und zwar ohne Erwartungen an die andere Person zu richten.
Denn hier geht es nur um das eigene Empfinden. Das durfte ich immer wieder in Meditation herausfinden und arbeitete dort mit meinem Unterbewusstsein. Außerdem besuchte ich Workshops und Kurse, in denen ich lernte, mich wieder besser zu spüren und mit meinen Emotionen umzugehen, suchte nach einer Therapieform, die mir persönlich wirklich half (bei mir Selbsthilfegruppe) und holte mir Unterstützung, indem ich mir Mentorinnen und Vorbilder holte. Mein Fazit: Je mehr ich wieder ins reine Fühlen kam, desto mehr wurde ich überrascht. Es traten meine leuchtenden Seiten wieder auf, die tiefe Bewunderung und Begeisterung, die ich für das Leben trage. Nach langer Zeit fühlte ich mich einfach wie ich selbst.
Meine Verwundbarkeit war nie das Problem
Meine Schattenseiten, also z.B. meine Ängste, mein Frust, meine Wut – sie waren nie das Problem. Dass ich immer so viel auf einmal fühlte, so sensibel war und mir alles zu Herzen nahm – war nicht das Problem. Doch dass ich diese Teile in mir ausklammerte, weil ich dachte, ich sei sonst weniger wertvoll … das war es!
Wenn wir diese Schattenanteile wieder herein lassen, uns die Zeit nehmen, sie zu erkunden und ihnen Raum geben, passiert etwas äußerst Magisches. Wir lernen, mit dem Leben zu fließen, anstatt gegen das Leben zu kämpfen. Dinge werden möglich, die zuvor unmöglich erschienen, z.B. machen wir ganz andere Erfahrungen, kreieren nicht nur in uns, sondern auch mit anderen mehr Nähe. Wir lernen unsere Ressourcen besser zu nutzen und bekommen einen ganzheitlichen Blick auf die Welt. Denn sie ist es nicht, die “zu hart” für uns ist, wir sind es, die diese Härte in uns verankern … und weitergeben.
Wir müssen aufhören
Das, was wir nicht so gern sehen, in eine dunkle und schlechte Schublade zu stecken, nur weil es nicht angenehm ist. Die Dunkelheit wurde nur deshalb zur Dunkelheit, weil wir das Licht nicht darauf werfen. Wir haben unsere Schatten totgeschwiegen und versteckt. Wir haben die Kontrolle über sie verloren, weil wir sie so gern kontrollieren wollten. Paradox, nicht wahr?
So kommen wir auf jeden Fall nicht weiter. Es wird Zeit auf Schattenjagd zu gehen und dabei das loszulassen, was uns nicht mehr dient und zu schauen, woraus wir neues und kreatives entstehen lassen können. Vielleicht hat dein Schatten ja die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass du ihn wieder zu dir nimmst…
Ich habe mich mit der Tiefe meines Schattens angefreundet
Und genau das ist es, was ich jedem da draußen wünsche und rate. Ich glaube, letztendlich wollen wir uns alle nur lebendig fühlen, haben aber Angst vor unserer Innenwelt und Dingen im Außen, die diese Innenwelt triggern könnten. Doch Lebendigkeit kannst du erst wieder zurückerobern, wenn du das Leben mit seinen Tiefen und Höhen willkommen heißt; wenn du dir erlaubst, dich wirklich zu spüren und anzunehmen, so wie du bist. Verletzlich, unperfekt und unvollkommen – denn darin liegt echte Stärke – und wahrer Mut.
My Love
Das Leben ist nicht linear und schon gar nicht grau. So möchte es auch nicht gelebt werden. Es ist bunt und facettenreich, einzigartig und eben lebendig. Genauso wie du!
Daher: Sei mutig.
Mutig genug, das Leben wieder herein zu lassen!
Weiterführende Links:
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Wirelesslife: Schattenarbeit: Wie du unbewusste Hinderniss aus deinem Leben räumen kannst.
- Activation Vibration: Explanation of SHADOW WORK & THE HEALING TRAP