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Statements zu Veränderung

Wir haben im Rahmen unseres Themas »Veränderung« verschiedene Personen – Betroffene, Angehörige, Expert*innen – gefragt, was sich im Umgang mit psychischen Erkrankungen dringend in der Gesellschaft verändern muss.

Das sagt Prof. Dr. med. Uwe Gonther, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie & Ärztlicher Direktor AMEOS Klinikum Bremen:

»(…) Nicht „die Gesellschaft“ muss abstrakt geändert werden, sondern überall, wo sie zum Wohle der Menschen von Menschen freundlich, friedlich, gerecht, offen, divers und nachhaltig weiterentwickelt wird, wird auch „die Psychiatrie“ als Teil der Gesellschaft menschenfreundlicher werden. Dies geschieht nicht automatisch, vielmehr braucht es dafür entsprechend theoretisch und praktisch aktive Personen innerhalb und außerhalb der Psychiatrie. Das Gespräch miteinander ist wichtig, der offene Austausch über die Psyche. (…)«

Das komplette Statement findet ihr hier.

Prof. Dr. med. Uwe Gonther ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztlicher Direktor AMEOS Klinikum Bremen, er hat einen Lehrauftrag für Psychiatrie an der Hochschule für Künste im Sozialen (HKS) Ottersberg. Im Psychiatrie Verlag ist (gemeinsam mit Jann Schlimme) das Buch „Hölderlin – Das Klischee vom umnachteten Genie im Turm“ erschienen. Außerdem ist er Mitautor des Buches „Irren ist menschlich“. 

Das sagt Bettina Busch, Geschäftsführerin der Eckhard Busch Stiftung: 

»Seelische Erkrankungen und Krisen müssen genauso normal sein wie körperliche im Bewusstsein der Gesellschaft!
Dafür braucht es ganz viel Aufklärung, Offenheit und Mut.
Es hat sich aber auch schon etwas getan in den letzten Jahren, ich bewundere den Mut und das Engagement der Betroffenen so offen von Ihren Krisen zu sprechen, aber genau das ist es, was wir brauchen!
Und spätestens seit Corona und dem Krieg in der Ukraine kann mir keiner mehr sagen, er wüsste nicht, wie es sich anfühlt, wenn es mal wackelig wird in der Seele!«

Bettina Busch leitet die 2010 gegründete Eckhard Busch Stiftung, die u. a. zum Ziel hat, die Akzeptanz von Menschen mit psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft zu verbessern. Sie fördert und initiiert Projekte und Angebote, die Betroffenen und Angehörigen direkte Unterstützung bieten und über psychische Erkrankungen aufklären.

Das sagt Kai Kreutzfeldt, Heilpraktiker für Psychotherapie und ehrenamtlicher Leiter der Selbsthilfegruppe für Borderlineangehörige in Köln:

»Man sollte psychisch erkrankten Menschen mit einer freundlichen Neugier begegnen. Es ist wichtig, mit Betroffenen ins Gespräch zu kommen, miteinander zu reden. Zu erfahren, wie sich das Leben mit dieser Erkrankung gestaltet und in welchen Situationen man eventuell sogar Hilfe anbieten könnte. Vorgefertigte Meinungen und Pseudowissen halten Ängste und Vorurteile aufrecht. Aufklärung und Verständnis bzw. Verstehen hingegen sind wichtige Aspekte bei der Entstigmatisierung von Betroffenen, die wiederum Inklusion möglich macht.«

Das sagt Thelke Scholz, Expertin aus eigener Erfahrung und freiberufliche Referentin u. a. zu den Themen Thema Recovery und Medikamentenreduktion:

»Genesen können wir, die Kranken, die Gesunden, die Gesellschaft nur gemeinsam. Vielleicht ist Akzeptanz das Zauberwort dieser Tage. Nehmen wir die Dinge (Menschen und auch ihr Verhalten) doch so, wie sie sind.«

Ein ausführliches Statement von Thelke Scholz findet ihr hier.

Das sagt Thomas Auerbach, Pflegepädagoge in der Pflegeentwicklung und Pflegewissenschaft und Fachkrankenpfleger für Psychiatrie am Kbo-Isar-Amper-Klinikum Region München:

»Die Gesellschaft stellt es meist so hin, als hätte sie, die Gesellschaft, das große Problem, wenn in der Nachbarschaft jemand an einer psychischen Krankheit erkrankt ist. Doch das größte Problem hat der erkrankte Mensch. Denn er muss sein Leben so auf die Reihe bringen, dass er in unserer Leistungsgesellschaft nicht rausfällt. Er muss mit der Scham umgehen, welche ihm die Gesellschaft aufdrückt, möglicherweise psychisch erkrankt zu sein.«

Ein ausführliches Statement von Thomas Auerbach findet ihr hier.

Das sagt Nora Fieling, Erfahrungsexpertin für Depression, Autorin, Bloggerin:

»Ich wünsche mir, dass wir schon früh als Kinder lernen, dass unsere Psyche genauso wichtig wie unser Körper ist. Wir sind ein Teil der Gesellschaft und wenn wir in dieser eine Veränderung wünschen, dann liegt der Beginn bei uns. Ich glaube daran, dass auch kleine Steine große Kreise ziehen können und jeder einzelne Mensch auf seine individuelle Art und Weise zu der Veränderung beitragen kann und darf.«

Was muss sich im Umgang mit psychischen Erkrankungen dringend in der Gesellschaft verändern? Das haben wir im Rahmen unseres Themas »Veränderung« gefragt.

Das sagt Mental Health Bloggerin Dinah @erklaerungsnot:

»Eine einfache Sache, auf die wir alle achten können, ist unsere Sprache. Wir sollten Begriffe wie „depressiv“, „schizophren“ oder „paranoid“ nur im Kontext von psychischen Erkrankungen verwenden, da ansonsten das Bild über psychische Erkrankungen weiter verwässert wird. Hier sind auch die Medien gefragt. Ansonsten wäre es dringend notwendig, dass psychische Störungen als Erkrankung ernst(er) genommen werden. Hierfür ist Aufklärung wichtig, z.B. bereits in Schulen oder bei Arbeitgebern.«

Das sagt Melanie Czarnik, Content Management und Redaktion Psychosoziale Umschau, Psychiatrie Verlag:

»Die Haltung der Gesellschaft und des*der Einzelnen muss sich ändern. Sowohl gegenüber psychischen Erkrankungen generell als auch gegenüber den betroffenen Menschen. Es muss eine „Normalisierung“, bzw. ein kritischer Umgang mit dem Begriff „normal“ angestoßen werden. Der wichtigste Schritt ist nach wie vor die Entstigmatisierung. Aktionen und Programme wie die Fortbildung „Erste Hilfe für psychische Gesundheit“ (Mental Health First Aid) sollten viel weiter Verbreitung finden. Auch strukturell verankert. Genauso wie es bei erste Hilfe Kursen für körperliche Krisen bereits der Fall ist.«

Das sagt Kerstin Trostmann, Leitung Projekte / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e. V.:

»Wichtig ist, dass wir einen Umgang miteinander finden, der geprägt ist von Verständnis und Offenheit – nicht von Unsicherheit und Abwehr. Dazu müssen wir aufeinander zugehen und miteinander reden. Immer wieder.«

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