Manchmal ist es für mich leichter, meine Gefühle zu Papier zu bringen, als sie auszusprechen. Dann greife ich zu Stift und Papier und verleihe meinem emotionalen Erleben Ausdruck.
In dieser Bilderreihe zeige ich, wie sich der Spruch „Jeder hat sein Päckchen zu tragen“ für mich persönlich als Tochter eines psychisch kranken Vaters anfühlt.
Für mich fühlt es sich so an, als wäre in meinem Rucksack ziemlich viel Gepäck gelandet. Die Hände, die die Päckchen in die Tasche gleiten lassen, sind weiß. Die Farbe Weiß soll symbolisieren, dass niemand absichtlich so viel dort hinein getan hat. Über meinem Kopf ist eine Sprech- und eine Denkblase, doch beide sind leer. Denn ich hatte keine Worte und keine hinterfragenden Gedanken, schließlich war das mein „Normal“.
Mein Rucksack war bis oben hin voll. Ich versuchte, ihn tapfer und still durch mein Leben zu hieven. Ich kannte es ja gar nicht ohne das Gepäck. Doch ich gelangte an einen Punkt, wo das nicht mehr geklappt hat. Ich konnte all dem nicht mehr standhalten und mich plagten (und plagen) bis heute Gedanken des Versagens. Wäre ich doch bloß ein bisschen stärker… denke ich mir und fühle mich schon wieder mies.
Nachdem ich den Rucksack nicht mehr alleine schleppen konnte, kam ich an einen wichtigen Punkt in meinem Leben. Ich fragte nach Hilfe und begann eine Therapie. Ich frage mich immer noch oft, ob ich diese Hilfe verdient habe. Ganz sicher gibt es Leute mit größeren Rucksäcken, vielleicht haben diese Personen sogar große Koffer ohne Rollen. Oder ganze Frachtcontainer ohne zugehöriges Schiff. Aber trotz aller Zweifel ist es ein schönes Gefühl, ein Gegenüber zu haben, das mir hilft, meinen Rucksack genauer zu betrachten. Wir nehmen langsam die Einzelteile heraus und sprechen darüber. Mein Rucksack scheint vielleicht schon ein bisschen kleiner und leichter seitdem.
Es ist egal, wie groß oder klein dein Rucksack tatsächlich ist. Es ist egal, welches Urteil andere fällen. Wenn er für dich zu schwer wird, darfst du dir Hilfe suchen und du musst nicht warten, bis es nicht mehr geht.
Ich bin Lara, 29 Jahre, Kölnerin, und wünsche mir, dass es endlich normal ist, über psychische Krisen und Erkrankungen zu sprechen, ohne dass man als Angehörige*r oder Betroffene*r Angst vor Stigmatisierung haben muss. Nur wenn wir unsere Geschichten teilen, können wir das Thema raus aus der Tabuzone holen. Dazu möchte ich beitragen, in dem ich bei Locating Your Soul mitmache.