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Die Suche nach dem Glück
Eine Kurzgeschichte von Rebecca (gelesen von Rebecca)
“(…) Es schleicht sich bald ein Regenbogen
am Unwetter vorbei
zunächst schwach, bei ruhigem Wind
werden die Farben des Himmels frei
Doch trotz des Umschwungs ist es kalt
So beginnt der Wind zu heulen
Und man sieht von Zeit zu Zeit
Den Mond aufblitzen und dann schauen
Wer frech den Himmel schmücken mag
Außer den Wolken, trüb und grau
Wabernder Nebel zum Anbruch vom Tag
Die Gräser benetzt vom Tränen des Tau‘
Jetzt begrüßt die Morgenröte nach und nach den neuen Sturm
Tobend durch die Plätze, Gassen,
Nur Gewalt in einem Strom
Unaufhaltsam mäht er nieder, was ihm in den Weg so kommt
er verschluckt die Sonnenstrahlen und verbreitet Feuer prompt
So wird die Luft erstickend heiß
Schweiß und Panik bricht schnell aus
Auch ohne Sonne, so erdrückend,
bis der Regen uns erlöst
Nach ein, zwei Schauern, ist die Luft
erfrischend, wohlig und ein Traum
Ein Geruch von Gras und Nässe
und auch Leben schwirrt im Raum (…)”
Ich sitze auf einem Sofa-Kissen
auf der Feuerleiter meiner Wohnung
Die Gitterstäbe hinter mir
sind leicht verrostet
und wackeln im Wind
Es riecht nach Zigaretten und Bier
und im Hintergrund
hört man Hupen
und die Straßenbahn fahren
Ich klappe mein Buch zu
In der Stadt ist es nicht so leicht
Frieden zu finden
Oder einen Sonntag mit echter Sonne
zu genießen
Irgendwo ist immer Lärm
Und so wie in dem Gedicht
habe ich das Wetter
noch nie wahrgenommen
Ich sehe höchstens auf meiner Handy-App nach
ob es regnen soll
oder wie warm ich mich anzuziehen habe
„Eigentlich schon traurig“,
denke ich, „was man alles so verpasst
weil man gedanklich wo anders ist“
Ich überlege angestrengt,
doch ich weiß nicht mal mehr,
ohne hinzugucken,
ob sich in unserem Innenhof Bäume befinden
oder welche Farbe die Wand unseres Hauses hat.
Spontan beschließe ich also
meine improvisierte Leseecke zu verlassen
und mich leicht schwerfällig
mit Sonnenbrille und Kopfhörern bewaffnet
auf den Weg zu machen.
Altstadt, Innenstadt oder Rheinpromenade?
Ich kann mich nicht entscheiden
Überall ist es so voll mit Menschen
Und ich will jetzt mal Ruhe
von all dem Getümmel
Also laufe ich einfach drauf los
Bevorzugt in kleinen Gassen
Ziellos, einfach weg von allem und
Irgendwann sehe ich ein Haus
mit lauter Schnörkeln und einem Gartenzwerg
vor der Eingangstür
Das Törchen am Zaun ist offen
und daran hängt ein selbstgeschriebenes Schild
„Zutritt verboten“, wobei verboten
durchgestrichen ist und darunter in Kinderschrift
„Kommt ruhig rein, hier ist es schön“,
gesetzt wurde.
– mit einer kleinen Zeichnung
von einem lächelnden Menschlein daneben
Neugierig betrachte ich das Törchen,
als ich urplötzlich hinter mir einen Schrei höre.
Erschrocken drehe ich mich um
sehe wie ein volltrunkener Mann
auf mich zu taumelt
und dabei die Flasche in seiner Hand anschreit.
Schnell rette ich mich in den Garten des Schnörkelhauses
und verstecke mich hinter dem nächsten Baum.
Als ich mich nach ein paar Minuten umdrehe,
bemerke ich einen kleinen Wasserfall
und über die Weite des Rasens
erstrecken sich kunterbunte Blumenbeete
bis hin zu einer kleinen Bank, ganz hinten
um sie herum ranken Rosen
wie ein Dach
Und zum ersten Mal seit Langem
lächle ich
Schon als Kind habe ich Rosen geliebt
und das Geräusch von fließendem Wasser
Langsam gehe ich auf die Bank zu
dieser Ort scheint zu perfekt, um wahr zu sein
Und das inmitten einer Stadt?
Öffentlich zugänglich?
Und dann auch noch komplett verlassen?
Sehr merkwürdig, finde ich
Ich lasse mich also auf der Bank nieder,
ziehe meine Schuhe aus, die Sonnenbrille an
und schließe für einen Moment die Augen
atme ein, atme aus
Doch selbst jetzt
will sich keine Entspannung breit machen
Was ist denn mein Problem bitte?
Ich bin an einem wunderschönen Ort,
der alles hat, was ich mir eben
auf der Eisentreppe im Wind
noch herbeigeträumt habe
Und trotzdem, bin ich nicht glücklich
Vielleicht brauche ich einfach mehr Zeit,
um mich einzustellen,
einzustellen auf die Ruhe dieses Ortes,
denke ich und versuche noch einmal,
mit geschlossenen Augen,
den Zauber meiner Umgebung
in mir aufzunehmen.
Doch vergebens.
Frustriert mache ich die Augen wieder auf.
Was braucht es denn nun für mich
um glücklich zu sein?
Ruhe, Schönheit und Alleinsein,
reichen wohl nicht,
obwohl ich immer geglaubt habe,
dass, wenn ich nur all das bekäme,
für nur einen Augenblick,
wäre mein Leben besser,
und ich hätte mehr Freude in mir.
Doch es scheint, dass all das,
nicht ausreicht
ich muss also tiefer graben
Was macht mir denn Freude?
Lesen
fällt mir da so spontan ein
Was noch? Singen vielleicht
Aber nur unter der Dusche
Und nur ABBA Songs
Meistens
Vielleicht Schreiben
denke ich
Aber auch nicht immer
Und eigentlich nur Einkaufslisten und Emails
Und so richtig glücklich bin ich dann auch nicht
Warum bin ich denn so selten glücklich?
Ich hole mein Handy heraus
und frage Google
Wie wird man glücklich?
Nachdem ich mich durch sämtliche Ratgeber-
und Werbeseiten geklickt habe,
stoße ich auf ein Frageforum
und die erste Antwort lässt mich schmunzeln:
Essen
Aber das hilft mir nicht weiter.
Als ich mein Handy schon resigniert weglegen will,
lese ich eine Antwort die mich zum Nachdenken bringt
Ein unbekannter User schreibt:
„Das Glück zu suchen ist vergebens,
denn Glück ist immer da.
Um dich, in dir, in allem.
Sieh hin, es ist so nah.“
Für ein paar Minuten sitze ich schweigend
Auf meiner kleinen Bank
Dann packe ich mein Handy weg,
stehe auf und laufe zurück
ich setze mich auf die Feuerleiter
Meiner Wohnung, mit einem Sofa-Kissen
und klappe mein Buch auf.
Ende
„Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich am liebsten den ganzen Tag schreiben. Schon seit ich klein bin, war das Schreiben für mich eine wichtige Ressource und ein Weg in Dialog mit mir selbst zu treten. In den vergangenen Jahren habe ich begonnen in Worte zu fassen, was ich erleben musste und mit welchen Schwierigkeiten ich in meinem Leben zu kämpfen habe.
Meine Hoffnung ist, dass ich mit meinen Texten aufmerksam machen kann, auf Missstände oder den Umgang mit, und die Existenz von psychischen Problemen. So viele teilen meine Erlebnisse und das ist ein Umstand, der nicht sein darf. Unser Schmerz soll raus- er ist wichtig und echt und kann uns den Mut geben aufzustehen und etwas zu bewegen.“