Buchrezension “sorry, aber…” von Tara-Louise Wittwer

In dem Buch “sorry, aber…” von Tara-Louise Wittwer dreht sich alles um das Thema Entschuldigungen. Das Sachbuch umfasst 208 Seiten.

Die Autorin beschreibt in ihrem Buch Situationen, in denen sich in der heutigen Gesellschaft häufig entschuldigt wird. Sie hinterfragt dabei immer wieder, ob Frauen sich mehr entschuldigen als Männer und wenn ja, wieso das so ist. Ohne zuviel vorweg zu nehmen, schreibt Wittwer (2024) dazu:

“Dass Frauen sich mehr entschuldigen als Männer, hat verschiedene Gründe (die dann meist doch mit dem Patriarchat zusammenhängen…).” (S. 36)

Sie beleuchtet den historischen Hintergrund von Entschuldigungen und wo der Ursprung des Wortes “Entschuldigung” zu finden ist. Dabei schaut sich Witter auch den Einfluss von Medien auf das menschliche Verhalten, sich zu entschuldigen, an. Die Autorin hinterfragt, wann Entschuldigungen angebracht sind und wann nicht. Und was, wenn sich Personen dauernd und für alles entschuldigen oder trotz Entschuldigungen nicht aus Fehlern lernen?

“Denn oft ist es ja so, dass sich Menschen aus Pflichtbewusstsein entschuldigen. Weil sie wissen, dass eine Entschuldigung erwartet und vielleicht sogar eingefordert wird.” (Wittwer 2024, S. 170)

Die Autorin berichtet auch über das Nicht-Entschuldigen und was das Fehlen einer Entschuldigung mit den Menschen macht.
Grundsätzlich bezieht sich die Autorin immer wieder auf ihre eigenen Erfahrungen und ist dabei besonders selbst-, aber auch gesellschaftskritisch.

“Klar ist, dass sich entschuldigen nicht immer auch automatisch bedeutet, dass ich mich ent-schuldige, also meine Schuld, die ich hatte, abladen will, abgeben will.” (Wittwer 2024, S. 90)

Das Buch lässt sich sehr angenehm lesen. Tara-Louise Wittwers Schreibstil ist humorvoll, aber auch ernst. Sie hat sich merkbar intensiv mit einer Thematik auseinandergesetzt, die heutzutage einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft eingenommen hat und die es wert ist, betrachtet und reflektiert zu werden.
Grundsätzlich kann das Buch daher von allen Personen gelesen werden. Ich empfehle es aber besonders Menschen, die bei sich selbst merken, dass sie sich z.B. sehr häufig entschuldigen oder Personen, die andere kennen, bei denen ständiges Entschuldigen zum Alltag dazu gehört.

Das Buch hat mir persönlich sehr gut gefallen. Ich habe es schnell durchgelesen. Es hat mich sehr zum Nachdenken angeregt und ich konnte mich in vielen Situationen wiederfinden, die Tara-Louise Wittwer beschrieben hat. Schon während des Lesens merkte ich, wie ich anders über das Thema “Entschuldigungen” nachdachte und auf einmal wahrnahm, wie oft ich mich selbst entschuldige, besonders für Dinge, für die eigentlich gar keine Entschuldigung nötig wäre.

Offen über psychische Erkrankungen reden und darüber, wie das Leben als Angehörige sein kann – für mich war das früher als Teenager nicht möglich. Aber ich wünschte mir schon damals mehr Offenheit zu diesem Thema sowie einen Austausch mit anderen Angehörigen, um zu merken, dass ich nicht alleine bin. Mit meiner Arbeit bei Locating Your Soul möchte ich dazu beitragen, dass es endlich normal wird, über psychische Erkrankungen zu sprechen – oder zu schreiben.

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